02 Feb
02Feb

(ENG translation after the GERMAN text)


Wenn du das nächste Mal ängstlich, wütend, eifersüchtig oder unzufrieden wirst - erinnere dich an Mullah Nasruddhin

Es herrscht weit verbreitet die Überzeugung, dass unsere Gefühle, die da so auftauchen „aus dem Nichts“, dies tun, weil es einen Grund dafür gibt: sie werden sozusagen „herausgefordert“, provoziert von der Außenwelt. Ist dem tatsächlich so?


Neulich las ich im Internet eine Geschichte von Mullah Nasruddin:

Mullah überquerte gerade eine Straße in seinem Dorf, als ein Mann auf ihn zukam und sagte:

"Weißt du, dass deine Frau dir untreu ist?"

Mullah antwortete schnell: "Das ist unmöglich. Meine Frau würde mir niemals untreu sein.“ “Der Mann antwortete: „ Ich kann es Ihnen beweisen. Heute Abend um Mitternacht hat sie ein Rendezvous mit ihrem Geliebten unter dem Feigenbaum am Rande des Dorfes. "


Mullah war sehr verärgert und ging in Erwartung eines Duells mit dem Liebhaber seiner Frau, um eine Pistole zu kaufen. Den ganzen Tag übte und dachte er über den Kampf nach und ging um elf Uhr abends in einem schrecklichen Geisteszustand zum Feigenbaum.

Er kletterte in den Baum, und da er ein sehr leidenschaftlicher Mann war, sprang er in einem Wahnsinn von Eifersucht und Wut von Ast zu Ast. Er stellte sich seine Frau in den Armen ihres Geliebten vor und übte aus jedem Blickwinkel den Schlag, den er seinem Rivalen versetzen würde. Um zehn vor zwölf hörte er aufmerksam zu, konnte aber noch nichts hören. Als es fünf vor zwölf war, befand er sich in einem Zustand unerträglicher Aufregung und Erwartung.


Um drei vor zwölf war immer noch nichts von ihnen zu hören und jeder Nerv in seinem Körper war angespannt. Um zwölf Uhr war er so unbeweglich wie ein Tiger, der sich auf seine Beute stürzen will. Trotzdem passierte nichts unter dem Baum.


Dann wurde er plötzlich in seinem ganzen Wesen von einer enormen Einsicht getroffen:

"Mensch, ich bin doch Junggeselle!"

(zitiert aus: Jean Klein, Who Am I?, S. 59-60)


„Man ist der blöd!“ kommentierten unsere Kinder zu Hause. „Der hat sich grundlos aufgeregt!“


Nun, er war sicher nicht blöder als die Mehrheit der Menschen – und dazu gehöre auch ich leider immer wieder: wenn ich einen schlechten Tag habe, rege ich mich auf, und wenn´s gerade mal keinen Grund gibt, finde ich schon einen... 😊


Es herrscht weit verbreitet die Überzeugung, dass unsere Gefühle, die da so auftauchen „aus dem Nichts“, dies tun, weil es einen Grund dafür gibt: sie werden sozusagen „herausgefordert“, provoziert von der Außenwelt. Das gilt sowohl für die schönen wie auch für die unschönen Gefühle. (In diesem Text widme ich mich den unschönen, denn sie sind maßgebliche Ursachen unserer Leiden und anderer Misserfolge.)


Es läuft in unserem mind immer nach dem gleichen Erklärungsmuster ab:

- Ich habe Angst, weil es dunkel ist, weil ich zu wenig Geld habe, weil die Zukunft unsicher ist, wegen COVID, wegen Donald Trump, Putin, Kaiser Wilhelm etc. etc.

- Ich ärgere mich, weil du den Abfall nicht weggebracht hast, weil du die Küche wieder nicht aufgeräumt hast, weil du zu spät gekommen bist, weil du zu früh gekommen bist, weil die Politiker wieder Dummheiten reden, etc., etc.

- Ich bin unzufrieden, weil es zu kalt ist, weil es zu warm ist, weil ich keine Arbeit habe, weil ich zu viel Arbeit habe etc. etc.

- Ich hasse dich/ihn/sie/es, weil er niederträchtig ist, weil sie meine Liebe nicht erwidert, weil es mir unbeschreibliche Probleme bereitet, etc. etc.


Kurz: ich/du/er/sie/es meint stets, einen realen Grund für seine berechtigten Gefühle zu haben.

Nun, wie erklären wir uns dann, dass andere Menschen unter denselben Umständen stets positive Gefühle, oder zumindest beruhigenden Gleichmut wahren?

„Ja, der*die ist halt so!“ Eben, der*die ist halt so! Und wir sind halt anders: ängstlich, ärgerlich, unzufrieden, hasserfüllt… Diese Gefühle sind Teil unserer Persönlichkeit, wir haben sie entweder mitgebracht auf diese Erde oder gelernt von unseren Eltern und dann jahrelang gut eingeübt.

Und wenn wir dann mal keinen Grund haben, ärgerlich zu sein, die Energie des Ärgers aber an diesem Tag sehr stark durch uns wirkt (sei es, dass wir eine schlechte Verdauung oder schlechten Sex oder keinen Sex hatten oder anderes unser psycho-physisches System negativ beeinflusst hat), dann finden wir garantiert einen Grund in der Küche, im Keller oder in der Politik, um uns „mit Grund“ aufzuregen.


Je mehr wir Angst, Ärger, Hass etc. „üben“, desto leichter entflammen sie sich. Da muss der Nachbar nur mal schief gucken und sie sind da in unserer Seele, bereit es dem Nachbarn zu zeigen.

Das gilt auch für Liebe, Freude, Dankbarkeit etc. – auch diese heilsamen Gefühle fließen stärker durch uns, wenn wir sie „üben“. Da muss der Nachbar nur mal schief gucken und sie sind da in unserer Seele, bereit den Nachbarn zu besänftigen.


Ich habe mir vorgenommen, wenn ich wieder einmal zu Nasruddin werde und ärgerlich mit der Pistole im Gebüsch sitze, um den Täter zur Strecke zu bringen, mich zu erinnern: sei nicht blöd, sei anders! Du kannst das! Tu es einfach konsequent!


Die Welt braucht für ihre Heilung, dass wir so wie wir uns grundlos ärgern, Angst haben, unzufrieden sind etc., genauso „grundlos“ lieben, uns freuen, dankbar sind und Frieden stiften, wo immer wir uns auch einfinden.


Weiterführender Text von Guru Makaja für Yogis*inis:

„Ich habe mit zwanzig Jahren wahrgenommen, dass mein Lebensinhalt abhängig ist von meiner Kundalini bzw. von meiner Lebensenergie. Wenn die Lebensenergie im Unterleib sitzt, habe ich ein materialistisches Bewusstsein. Wenn die gleiche Lebensenergie in den Herzbereich oder höher steigt, habe ich ein spirituelles Bewusstsein oder Verliebtheitsbewusstsein oder ekstatisches Bewusstsein, oder ein Forschungs- und Wissenschaftsbewusstsein. Und mir war klar: Wenn meine Kundalini tiefer fällt als diese Grenze, dann ist das Leben eine Katastrophe, und wenn die Kundalini höher weilt, ist das Leben ein Paradies auf Erden. Und so wurde Komaja geboren, die ganze Technologie meines Kundalini-Yoga. (Siehe Aba Aziz Makaja, Komaja – die geistige Liebes- und Lebenskunst, Konstanz 1998: Kapitel über Kundalini und die Chakras)

Es geht nicht um Intelligenz. Kleine Kinder, zwischen zwei und fünf Jahren, sind so glücklich und ihre Intelligenz ist so bescheiden. Man könnte fast sagen: je weniger intelligent, desto glücklicher. Es geht nicht um Intelligenz, es geht darum, dass wir lernen, mit unserer Lebensenergie geschickt umzugehen. Es geht darum wahrzunehmen: jetzt ist sie unten und jetzt muss ich sie nach oben bringen, sei es durch Mantra Singen, oder Meditation oder eine Selbstmaituna – wie auch immer, aber ich muss die Lebensenergie, die Kundalini zum Herzen bringen. Wenn ich sie zum Herzen bringe, ist das Leben schön.

Es ist so einfach, es gibt nichts anderes. Nur das musst du ausführen diszipliniert jeden Tag."
(Das Zitat stammt aus meinen persönlichen Aufzeichnungen.)

****************************************

The other day I read a story by Mullah Nasruddin on the Internet:

Mullah was crossing a street in his village when a man approached him saying,

‘Do you know that your wife is being unfaithful to you?’

Mullah quickly replied, ‘That’s impossible. My wife would never be unfaithful to me.’ The man answered, ‘I can prove it to you. At midnight tonight she has a rendezvous with her lover under the fig tree at the edge of the village.’


Mullah was very upset and, anticipating a duel with his wife’s lover, went to buy a pistol. All day he practiced and thought about the fight and at eleven in the evening he went to the fig tree in a terrific state of mind.

He climbed into the tree and, being a very passionate man, leapt from branch to branch in a frenzy of jealousy and anger. He pictured his wife in her lover’s arms and practiced from every angle the blow he would deliver his rival. At ten minutes to twelve he listened carefully but could not yet hear anything. At five to twelve he was in a state of unbearable agitation and expectation.

At three minutes to twelve there was still no sound of them and every nerve in his body was on edge. At twelve o’clock he was as unmoving as a tiger about to pounce on its prey. But still nothing happened under the tree.

Then he was suddenly struck in all his being by a tremendous insight:
‘I am a bachelor!’

(quoted from: Jean Klein, Who Am I?, pp.59-60)


“He is so stupid!” Commented our children at home. "He got excited for no reason!"


Well, he was certainly no more stupid than the majority of people - and unfortunately unfortunately I have to count myself among: when I have a bad day, I get upset, and if there is no reason, I'll find one ... 😊


There is a widespread belief that our feelings, which appear "out of nowhere", do so because there is a reason for them: they are, so to speak, "challenged", provoked by the outside world. This applies to both beautiful and ugly feelings. (In this text I focus on the negative, because they are the main causes of our sufferings and other failures.)


Our mind always uses the same explanatory pattern:

- I'm scared because it's dark, because I don't have enough money, because the future is uncertain, because of COVID, because of Donald Trump, Putin, King Henry etc. etc.

- I'm angry because you didn't take the rubbish away, because you didn't clean up the kitchen again, because you came too late, because you came too early, because the politicians are talking stupid things again, etc., etc.

- I am dissatisfied because it is too cold, because it is too warm, because I have no work, because I have too much work etc. etc.

- I hate you / him / her / it because he is mean, because she does not return my love, because it causes me indescribable problems, etc. etc.


In short: I / you / he / she / it always thinks that I have a real reason for one's legitimate feelings.

So how do we explain to ourselves that other people always maintain positive feelings, or at least peaceful equanimity, under the same circumstances?

“Yes, that's just the way he is!” Exactly, that's the way this person is! And we're just different: fearful, angry, dissatisfied, hateful ... These feelings are part of our personality, we either brought them to this earth or learned from our parents and then practiced them well for years.

And if we then have no reason to be angry, but the energy of the anger is working very strongly through us on that day (be it that we had bad digestion or bad sex or no sex or our psycho-physical system was negative influenced in another way), then we are guaranteed to find a reason in the kitchen, in the basement or in politics to get upset "with reason".


The more we “practice” fear, anger, hatred, etc., the easier it is for them to ignite. The neighbor just has to look askance and they are there in our soul, ready to offend the neighbor.

This also applies to love, joy, gratitude etc. - these healing feelings also flow more strongly through us when we "practice" them. The neighbor only has to look askance and they are there in our soul, ready to appease the neighbor.


I have decided that when I become Nasruddin again and sit angrily in the bushes with my pistol in order to hunt down the perpetrator, to remind myself: don't be stupid, be different! You can do that! Just do it consistently!


In order to heal the world

In the same way how we get angry for no reason, ore become afraid, dissatisfied, etc., in the same way we have to love “without reason”, be happy, be grateful and make peace wherever we find ourselves.


Further reading by Guru Makaja for yogis * inis:

“At the age of twenty I realized that the content of my life depends on my Kundalini or my life energy. When the life energy is in the lower abdomen, I have a materialistic consciousness. When the same life energy rises to the heart area or higher, I have a spiritual consciousness, or the consciousness of falling in love, of extasy, or a research and science consciousness. And it was clear to me: If my Kundalini falls below this limit, then life is a catastrophe, and when the Kundalini stays higher, life is a paradise on earth. And so Komaja was born, all the technology of my Kundalini Yoga. (See Aba Aziz Makaja, Komaja - the spiritual art of love and life, Konstanz 1998: Chapter on Kundalini and the Chakras)

It's not about intelligence. Young children, between the ages of two and five, are so happy and their intelligence is so modest. You could almost say: the less intelligent, the happier. It's not about intelligence, it's about learning to use our life energy skillfully. It's about perceiving: now it is down and now I have to bring it up, be it through mantra chanting, or meditation or a self-maithuna - whatever, but I have to bring the life energy, the Kundalini, to the heart. When I bring her to the heart, life is beautiful.

It's that simple, there is nothing more. Just do that in a disciplined manner every day.”

(The quote is from my personal notes.)


Comments
* The email will not be published on the website.